ADHS und Wertbeimessungsstörung
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine häufige neuroentwicklungsbedingte Störung, die durch Symptome wie Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität gekennzeichnet ist. Eine der weniger erforschten Facetten von ADHS ist die Beeinträchtigung der Entscheidungsfindung, die oft mit einer Wertbeimessungsstörung einhergeht.
Entscheidungsfindung bei ADHS
Ineffiziente Entscheidungsprozesse: Personen mit ADHS zeigen oft ineffiziente und inkonsistente Entscheidungsprozesse. Diese sind häufig impulsiv und tendieren dazu, unmittelbare Alternativen gegenüber verzögerten zu bevorzugen. Dies kann zu einer Beeinträchtigung der Alltagsfunktion und einer verminderten Lebensqualität führen (Sonuga-Barke et al., 2015).
Neuropsychologische Prozesse: Die Entscheidungsfindung bei ADHS wird durch neuropsychologische Prozesse beeinflusst, die in drei Hauptbereiche unterteilt werden können: selbstreferentielle Prozesse, exekutive Funktionen und Prozesse der Wertschätzung und Ergebnisbewertung. Diese Prozesse werden durch das Zusammenspiel mehrerer Gehirnnetzwerke unterstützt, insbesondere der medialen und lateralen kortikalen Komponenten des Default-Mode-Netzwerks sowie der dorsalen und ventralen frontostriatalen Schaltkreise (Sonuga-Barke et al., 2015).
Herausforderungen und zukünftige Forschungsrichtungen
Fragmentierte Evidenzbasis: Die aktuelle empirische Evidenz zu den spezifischen Hypothesen über die Entscheidungsfindung bei ADHS ist begrenzt und fragmentarisch. Es besteht ein dringender Bedarf an umfassenden Forschungsinitiativen, um die Entscheidungsprozesse bei ADHS besser zu verstehen und gezielte Interventionen zu entwickeln (Sonuga-Barke et al., 2015).
Interdisziplinäre Ansätze: Zukünftige Forschung sollte interdisziplinäre Ansätze verfolgen, um die komplexen neuropsychologischen und neurobiologischen Mechanismen, die der Entscheidungsfindung bei ADHS zugrunde liegen, zu entschlüsseln. Dies könnte zu besseren diagnostischen und therapeutischen Strategien führen (Sonuga-Barke et al., 2015).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entscheidungsfindung bei ADHS durch impulsive und ineffiziente Prozesse gekennzeichnet ist, die durch komplexe neuropsychologische Mechanismen beeinflusst werden. Die Forschung in diesem Bereich steht noch am Anfang, und es besteht ein erheblicher Bedarf an weiteren Studien, um die zugrunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen und effektive Behandlungsansätze zu entwickeln.
ADHS und Wertbeimessungsstörung in der wissenschaftlichen Forschung
Sonuga-Barke, E., Cortese, S., Fairchild, G., & Stringaris, A. (2015). Annual Research Review: Transdiagnostic neuroscience of child and adolescent mental disorders – differentiating decision making in attention‐deficit/hyperactivity disorder, conduct disorder, depression, and anxiety. Journal of Child Psychology and Psychiatry, and Allied Disciplines, 57, 321 – 349.