ADHS und Angststörungen

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Angststörungen sind häufige psychiatrische Erkrankungen, die oft gemeinsam auftreten. Diese Komorbidität kann die klinische Präsentation, Prognose und Behandlung der betroffenen Personen erheblich beeinflussen.

Komorbidität von ADHS und Angststörungen

Studien zeigen, dass etwa 25% der Personen mit ADHS auch an Angststörungen leiden. Diese Komorbidität kann die Symptome von ADHS verschärfen und die Behandlung erschweren [3] [6].
Bei Kindern mit ADHS und komorbiden Angststörungen wurden stärkere physische Angstsymptome und schlechtere Leistungen im Arbeitsgedächtnis festgestellt als bei Kindern mit nur ADHS [1].
In einer Studie mit Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung (ASD) wurde festgestellt, dass diejenigen mit zusätzlichem ADHS ein erhöhtes Risiko für Angst- und Stimmungsstörungen aufwiesen [2].

Auswirkungen auf die Exekutivfunktionen

Bei jungen Erwachsenen mit ADHS und Angststörungen wurden größere Defizite in der Selbstregulation von Emotionen und der Problemlösung festgestellt, was auf eine erhebliche Beeinträchtigung der Exekutivfunktionen hinweist [7].
Exekutive Dysfunktionen scheinen eine vermittelnde Rolle zwischen ADHS-Symptomen und Angst zu spielen, was darauf hindeutet, dass die Verbesserung der Exekutivfunktionen ein wichtiges Behandlungsziel sein könnte [9].

Entwicklungsverlauf und Einflussfaktoren

Die Entwicklung von ADHS und Angststörungen kann bidirektional sein, wobei ADHS-Symptome zur Entwicklung von Angststörungen beitragen können, während umgekehrt dieser Zusammenhang weniger stark ausgeprägt ist [8].
Stress und Entzündungen wurden ebenfalls als potenzielle Einflussfaktoren auf die Entwicklung von ADHS und Angststörungen identifiziert, was auf eine komplexe Interaktion zwischen neurobiologischen und umweltbedingten Faktoren hinweist [10].

Herausforderungen und Behandlungsansätze

Die Behandlung von Personen mit komorbidem ADHS und Angststörungen erfordert oft eine Kombination aus psychosozialen und pharmakologischen Interventionen, da kognitive Verhaltenstherapien allein möglicherweise nicht ausreichend sind [3].
Eine genaue Diagnose und ein individualisierter Behandlungsansatz sind entscheidend, um die Symptome effektiv zu managen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern [5].

Die Komorbidität von ADHS und Angststörungen ist ein komplexes Phänomen, das eine sorgfältige diagnostische Bewertung und einen multidisziplinären Behandlungsansatz erfordert. Zukünftige Forschungen sollten sich darauf konzentrieren, die zugrunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen und effektivere Behandlungsstrategien zu entwickeln.

Studien zu ADHS und Angststörungen

1. Jarrett, M., Wolff, J., Davis, T., Cowart, M., & Ollendick, T. Characteristics of Children With ADHD and Comorbid Anxiety. Journal of Attention Disorders. 2016; 20. https://doi.org/10.1177/1087054712452914

2. Gordon-Lipkin, E., Marvin, A., Law, J., & Lipkin, P. Anxiety and Mood Disorder in Children With Autism Spectrum Disorder and ADHD. Pediatrics. 2018; 141. https://doi.org/10.1542/peds.2017-1377

3. D’agati, E., Curatolo, P., & Mazzone, L. Comorbidity between ADHD and anxiety disorders across the lifespan. International Journal of Psychiatry in Clinical Practice. 2019; 23. https://doi.org/10.1080/13651501.2019.1628277

4. Anand, S., Kapoor, S., & Arora, I. ‘Comorbidity, Co-Pathology and Confusion’: The Critical Importance of the ADHD – Anxiety Disorders Relationship. European Psychiatry. 2024 https://doi.org/10.1192/j.eurpsy.2024.1000

5. Reimherr, F., Marchant, B., Gift, T., & Steans, T. ADHD and Anxiety: Clinical Significance and Treatment Implications. Current Psychiatry Reports. 2017; 19. https://doi.org/10.1007/s11920-017-0859-6

6. Jarrett, M. Attention-deficit/hyperactivity disorder (ADHD) symptoms, anxiety symptoms, and executive functioning in emerging adults.. Psychological assessment. 2016; 28 2. https://doi.org/10.1037/pas0000190

7. Gair, S., Brown, H., Kang, S., Grabell, A., & Harvey, E. Early Development of Comorbidity Between Symptoms of ADHD and Anxiety. Research on Child and Adolescent Psychopathology. 2021; 49. https://doi.org/10.1007/s10802-020-00724-6

8. Haugan, A., Sund, A., Thomsen, P., Lydersen, S., & Nøvik, T. Executive functions mediate the association between ADHD symptoms and anxiety in a clinical adolescent population. Frontiers in Psychiatry. 2022; 13. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2022.834356

9. Saccaro, L., Schilliger, Z., Perroud, N., & Piguet, C. Inflammation, Anxiety, and Stress in Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder. Biomedicines. 2021; 9. https://doi.org/10.3390/biomedicines9101313