Selbsthilfe bei ADHS
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine häufige neuroentwicklungsbedingte Störung, die sowohl Kinder als auch Erwachsene betrifft. Selbsthilfeansätze bieten eine vielversprechende Möglichkeit, die Symptome von ADHS zu bewältigen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Diese Seite zeigt einen Überblick der in Studien untersuchten Ansätze, den Common Sense bis Anfang des Jahres 2025.
Internetbasierte Selbsthilfe für Erwachsene mit ADHS
Internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie (iCBT) hat sich als wirksam erwiesen, um die Symptome von ADHS bei Erwachsenen zu reduzieren. Eine Studie zeigte, dass Teilnehmer, die an einem iCBT-Selbsthilfeprogramm teilnahmen, signifikante Verbesserungen im Vergleich zu einer Wartelistenkontrollgruppe erzielten, und diese Verbesserungen wurden auch nach sechs Monaten beibehalten (Pettersson et al., 2017).
Selbsthilfeprogramme für Eltern von Kindern mit ADHS
Web-unterstützte Selbsthilfeprogramme für Eltern, wie das WASH-Programm, haben gezeigt, dass sie die Symptome von ADHS und oppositionellem Verhalten bei Kindern verringern können. Die zusätzliche telefonische Unterstützung der Eltern kann die Wirksamkeit dieser Programme weiter verbessern (Döpfner et al., 2020).
Das New Forest Parenting Programme in seiner Selbsthilfeversion (NFPP-SH) hat sich als wirksam erwiesen, um die elterliche Kompetenz zu steigern und die ADHS-Symptome bei Kindern zu reduzieren. Allerdings wurden keine signifikanten Verbesserungen in der elterlichen psychischen Gesundheit oder der Eltern-Kind-Interaktion festgestellt (Daley & O’Brien, 2013; Daley et al., 2020).
Langfristige Wirksamkeit und Herausforderungen
Telefonunterstützte Selbsthilfeinterventionen für Eltern haben gezeigt, dass sie langfristig die Verhaltensprobleme von Kindern mit ADHS reduzieren können. Diese Programme können eine kostengünstige Alternative zu traditionellen, therapeutengeführten Interventionen darstellen (Döpfner et al., 2018; Dose et al., 2017).
Die Entwicklung technologischer Interventionen zur Selbstverwaltung von ADHS bei Kindern und Jugendlichen zeigt Potenzial, erfordert jedoch weitere Forschung und die Entwicklung evidenzbasierter Richtlinien (Powell et al., 2019).
Herausforderungen und zukünftige Forschungsrichtungen
Die Wirksamkeit von Selbsthilfeprogrammen kann durch strukturelle Barrieren und die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Unterstützung eingeschränkt sein. Zukünftige Studien sollten sich auf die Verbesserung der Zugänglichkeit und die Anpassung der Programme an die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen konzentrieren (Döpfner et al., 2020; Franke et al., 2020).
Es besteht ein Bedarf an systematischen Programmen, die die Selbstregulation bei Kindern mit ADHS fördern, da ADHS oft als Defizit in der selbstregulierten Verhaltenssteuerung betrachtet wird (Reid et al., 2005).
Insgesamt bieten Selbsthilfeansätze eine vielversprechende Möglichkeit, die Symptome von ADHS zu bewältigen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Weitere Forschung ist erforderlich, um die langfristige Wirksamkeit und die optimale Gestaltung dieser Programme zu gewährleisten.
Wissenschaftliche Untersuchungen zu Selbsthilfe bei ADHS
Pettersson, R., Söderström, S., Edlund-Söderström, K., & Nilsson, K. (2017). Internet-Based Cognitive Behavioral Therapy for Adults With ADHD in Outpatient Psychiatric Care. Journal of Attention Disorders, 21, 508 – 521.
Döpfner, M., Wähnke, L., Klemp, M., Mühlenmeister, J., Schürmann, S., Hellmich, M., & Plück, J. (2020). Efficacy of web-assisted self-help for parents of children with ADHD (WASH) – a three-arm randomized trial under field/routine care conditions in Germany. BMC Psychiatry, 20.
Daley, D., & O’Brien, M. (2013). A small-scale randomized controlled trial of the self-help version of the New Forest Parent Training Programme for children with ADHD symptoms. European Child & Adolescent Psychiatry, 22, 543-552.
Reid, R., Trout, A., & Schartz, M. (2005). Self-Regulation Interventions for Children with Attention Deficit/hyperactivity Disorder. Exceptional Children, 71, 361-377.
Daley, D., Tarver, J., & Sayal, K. (2020). Efficacy of a self-help parenting intervention for parents of children with Attention Deficit Hyperactivity Disorder in adjunct to usual treatment – Small Scale Randomised Controlled Trial.. Child: care, health and development.
Powell, L., Parker, J., Harpin, V., & Mawson, S. (2019). Guideline Development for Technological Interventions for Children and Young People to Self-Manage Attention Deficit Hyperactivity Disorder: Realist Evaluation. Journal of Medical Internet Research, 21.
Döpfner, M., Liebermann-Jordanidis, H., Kinnen, C., Hallberg, N., Mokros, L., Benien, N., Mütsch, A., Schürmann, S., Metternich-Kaizman, T., Hautmann, C., & Dose, C. (2018). Long-Term Effectiveness of Guided Self-Help for Parents of Children With ADHD in Routine Care—An Observational Study. Journal of Attention Disorders, 25, 265 – 274.
Franke, N., Keown, L., & Sanders, M. (2020). An RCT of an Online Parenting Program for Parents of Preschool-Aged Children With ADHD Symptoms. Journal of Attention Disorders, 24, 1716 – 1726.
Dose, C., Hautmann, C., Buerger, M., Schuermann, S., Woitecki, K., & Doepfner, M. (2017). Telephone‐assisted self‐help for parents of children with attention‐deficit/hyperactivity disorder who have residual functional impairment despite methylphenidate treatment: a randomized controlled trial. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 58, 682–690.
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