ADHS und Morbus Crohn
Die Beziehung zwischen Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Morbus Crohn, einer Form der entzündlichen Darmerkrankung (IBD), ist ein aufkommendes Forschungsgebiet. Diese Verbindung wird durch die mögliche Beteiligung des Immunsystems und genetische Faktoren beeinflusst.
Assoziationen zwischen ADHS und Morbus Crohn
Studien haben gezeigt, dass es eine geschlechtsspezifische Assoziation zwischen ADHS und Morbus Crohn gibt. Bei Frauen mit ADHS wurde eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Morbus Crohn festgestellt, während Männer mit ADHS eine geringere Wahrscheinlichkeit für diese Erkrankung aufwiesen [1]. Diese Unterschiede deuten darauf hin, dass geschlechtsspezifische immunvermittelte neuroentwicklungsbedingte Prozesse eine Rolle in der Ätiologie von ADHS spielen könnten [1].
Familiäre Verbindungen und genetische Faktoren
Es gibt Hinweise darauf, dass ADHS in Verbindung mit mehreren Autoimmunerkrankungen, einschließlich Morbus Crohn, in Familien auftreten kann. Dies deutet auf eine mögliche genetische Überlappung hin, die die Identifizierung spezifischer Gene erschweren könnte [2]. Die familiäre Assoziation von ADHS mit Autoimmunerkrankungen unterstreicht die Bedeutung genetischer Faktoren in der Entwicklung dieser Erkrankungen [2].
Psychische Gesundheit bei pädiatrischen Patienten mit Morbus Crohn
Bei Kindern mit Morbus Crohn wurde ein erhöhtes Risiko für Depressionen festgestellt, jedoch ein reduziertes Risiko für die Diagnose von ADHS und die Verwendung von Methylphenidat, einem häufig verschriebenen Medikament zur Behandlung von ADHS [3]. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die psychische Gesundheit von Kindern mit Morbus Crohn besondere Aufmerksamkeit erfordert, insbesondere im Hinblick auf Depressionen [3].
ADHS und Morbus Crohn in der Gesamtschau
Die Forschung zeigt, dass es komplexe und geschlechtsspezifische Verbindungen zwischen ADHS und Morbus Crohn gibt, die durch genetische und immunologische Faktoren beeinflusst werden. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die zugrunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen und die klinische Versorgung von Patienten mit diesen Erkrankungen zu verbessern.
Wissenschaftliche Studien zu ADHS und Morbus Crohn
1. Hegvik, T., Instanes, J., Haavik, J., Klungsøyr, K., & Engeland, A. Associations between attention-deficit/hyperactivity disorder and autoimmune diseases are modified by sex: a population-based cross-sectional study. European Child & Adolescent Psychiatry. 2017; 27. https://doi.org/10.1007/s00787-017-1056-1
2. Li, X., Sjöstedt, C., Sundquist, J., Zöller, B., & Sundquist, K. Familial association of attention-deficit hyperactivity disorder with autoimmune diseases in the population of Sweden. Psychiatric Genetics. 2019; 29. https://doi.org/10.1097/YPG.0000000000000212
3. Kappel, R., Bisgaard, T., Poulsen, G., & Jess, T. Risk of Anxiety, Depression, and Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder in Pediatric Patients With Inflammatory Bowel Disease: A Population-Based Cohort Study. Clinical and Translational Gastroenterology. 2023; 15. https://doi.org/10.14309/ctg.0000000000000657