ADHS und nichtorganische (funktionelle) Harninkontinenz am Tag
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Enuresis, einschließlich nichtorganische (funktionelle) Harninkontinenz am Tag, sind häufige Störungen bei Kindern, die oft gemeinsam auftreten. Ein Verständnis der Beziehung zwischen diesen Störungen ist entscheidend für eine wirksame Behandlung und das Management.
Prävalenz und gemeinsames Auftreten
Kinder mit ADHS haben ein deutlich erhöhtes Risiko, sowohl nächtliche als auch diurnale Enuresis zu erleben, verglichen mit Kindern ohne ADHS. Insbesondere ist das Risiko für diurnale Enuresis bei Kindern mit ADHS 4,5-mal höher als bei Kontrollgruppen [1] [2]. Diese starke Verbindung deutet darauf hin, dass ADHS die Symptome der Enuresis verschlimmern oder deren Persistenz fördern könnte.
Klinische Auswirkungen
Das Vorhandensein von Enuresis bei Kindern mit ADHS erhöht nicht das Risiko für zusätzliche psychische Störungen oder psychosoziale Belastungen. Bei Kindern ohne ADHS ist Enuresis jedoch mit Lernstörungen und eingeschränkter intellektueller Leistungsfähigkeit verbunden, während dies bei Kindern mit ADHS nicht der Fall ist [5]. Dies deutet darauf hin, dass die Auswirkungen von Enuresis abhängig vom Vorhandensein von ADHS variieren können.
Mechanismen und Pathophysiologie
Die genauen Mechanismen, die ADHS und Enuresis miteinander verbinden, sind noch nicht vollständig erforscht. Es wird jedoch angenommen, dass eine neuroentwicklungsbedingte Unreife bei beiden Störungen eine Rolle spielen könnte [5]. Außerdem sind bei enuretischen Kindern häufig Störungen im Sekretionsmuster des antidiuretischen Hormons (ADH) zu beobachten, darunter ein fehlender nächtlicher Anstieg des ADH-Spiegels. Dies kann sowohl zu einer erhöhten Urinproduktion in der Nacht als auch tagsüber führen [6] [7].
Behandlungsmöglichkeiten
Für Kinder mit ADHS und Enuresis ist es wichtig, dass medizinisches Fachpersonal routinemäßig nach Symptomen der Enuresis fragt. Zu den Behandlungsstrategien gehören Verhaltensmodifikation und Pharmakotherapie, wie die Gabe von Desmopressin (DDAVP), das durch die Regulierung der ADH-Sekretion nachweislich wirksam bei der Behandlung von Enuresis ist [6] [8]. Eine individuell angepasste Behandlung, die sowohl ADHS als auch Enuresis berücksichtigt, ist entscheidend für den Therapieerfolg.
Fazit
Das gemeinsame Auftreten von ADHS und diurnaler Enuresis bei Kindern ist bedeutend und erfordert in der klinischen Praxis besondere Aufmerksamkeit. Obwohl die genauen Mechanismen noch unklar sind, kann eine gleichzeitige Behandlung beider Störungen zu besseren Ergebnissen führen. Weitere Forschung ist notwendig, um die Wechselwirkungen zwischen ADHS und Enuresis besser zu verstehen und gezieltere Therapieansätze zu entwickeln [1] [2] [5].
1. De Sena Oliveira, A., Athanasio, B., Mrad, F., Vasconcelos, M., Albuquerque, M., Miranda, D., & Silva, A. Attention deficit and hyperactivity disorder and nocturnal enuresis co-occurrence in the pediatric population: a systematic review and meta-analysis. Pediatric Nephrology. 2021; 36. https://doi.org/10.1007/s00467-021-05083-y
2. Robson, W., Jackson, H., Blackhurst, D., & Leung, A. Enuresis in Children With Attention–Deficit Hyperactivity Disorder. Southern Medical Journal. 1997; 90. https://doi.org/10.1097/00007611-199705000-00007
3. Biederman, J., Santangelo, S., Faraone, S., Kiely, K., Guite, J., Mick, E., Reed, E., Kraus, I., Jellinek, M., & Perrin, J. Clinical correlates of enuresis in ADHD and non-ADHD children.. Journal of child psychology and psychiatry, and allied disciplines. 1995; 36 5. https://doi.org/10.1111/J.1469-7610.1995.TB01334.X
4. Mark, S., & Frank, J. Nocturnal enuresis.. British journal of urology. 1995; 75 4. https://doi.org/10.1111/j.1464-410x.1995.tb07259.x
5. Eggert, P., & Kühn, B. Antidiuretic hormone regulation in patients with primary nocturnal enuresis.. Archives of Disease in Childhood. 1995; 73. https://doi.org/10.1136/adc.73.6.508
6. Haid, B., & Tekgül, S. Primary and Secondary Enuresis: Pathophysiology, Diagnosis, and Treatment.. European urology focus. 2017; 3 2-3. https://doi.org/10.1016/j.euf.2017.08.010