ADHS und Rejection Sensitive Dysphoria (RSD)
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine häufige neurobehaviorale Störung, die oft mit emotionalen Symptomen wie Rejection Sensitive Dysphoria (RSD) einhergeht. RSD beschreibt eine übermäßige Empfindlichkeit gegenüber sozialer Ablehnung, die bei Menschen mit ADHS häufig auftritt und deren psychisches Wohlbefinden beeinträchtigen kann.
Zusammenhang zwischen ADHS und Rejection Sensitivity
Studien zeigen, dass ADHS-Symptome signifikant mit einer erhöhten Ablehnungsempfindlichkeit korrelieren. Diese Empfindlichkeit kann durch Faktoren wie Wohlbefinden, kreative und exekutive Effizienz, Selbstregulation und Resilienz vermittelt werden (Müller & Pikó, 2024; Müller et al., 2024).
Bei jungen Erwachsenen mit ADHS wurde festgestellt, dass emotionale Dysregulation, einschließlich RSD, ein häufiges Symptom ist, das von den aktuellen diagnostischen Kriterien möglicherweise nicht vollständig erfasst wird (Ginapp et al., 2023).
Eine Untersuchung ergab, dass Männer mit ADHS, insbesondere vom vorwiegend unaufmerksamen Typ, negativere soziale Ergebnisse berichteten, was auf eine mögliche Rolle von RSD hinweist (Canu & Carlson, 2007).
Auswirkungen auf das soziale und psychische Wohlbefinden
Personen mit ADHS berichten häufig über höhere Opfergerechtigkeitssensitivität und mehr Wahrnehmungen von Ungerechtigkeit, was mit einer erhöhten Ablehnungsempfindlichkeit einhergeht. Diese Faktoren können die mit ADHS verbundenen komorbiden Probleme erklären und sollten in der Therapie berücksichtigt werden (Bondü & Esser, 2015).
Die Fähigkeit, positive Erfahrungen zu genießen (savoring), kann die Beziehung zwischen ADHS und Ablehnungsempfindlichkeit moderieren und somit das psychische Wohlbefinden verbessern (Müller & Pikó, 2024; Müller et al., 2024).
Herausforderungen und zukünftige Forschungsrichtungen
Die derzeitigen diagnostischen Kriterien für ADHS erfassen möglicherweise nicht die gesamte Bandbreite der Symptome, insbesondere in Bezug auf emotionale Dysregulation und RSD. Weitere Forschung ist erforderlich, um diese Aspekte besser zu charakterisieren (Ginapp et al., 2023).
Es besteht ein Bedarf an ganzheitlichen Interventionen, die nicht nur die Kernsymptome von ADHS, sondern auch das Wohlbefinden, die kognitive Effizienz, die Selbstregulation und die Resilienz verbessern, um die Ablehnungsempfindlichkeit zu verringern (Müller & Pikó, 2024; Müller et al., 2024).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass RSD ein bedeutendes emotionales Symptom bei ADHS ist, das das soziale und psychische Wohlbefinden erheblich beeinflussen kann. Eine umfassendere Betrachtung dieser emotionalen Aspekte könnte zu besseren therapeutischen Ansätzen führen.
Studien zu ADHS und Rejection Sensitive Dysphoria (RSD)
Müller, V., & Pikó, B. (2024). From ADHD to well-being: The Role of Rejection Sensitivity in college life. European Psychiatry. https://doi.org/10.1192/j.eurpsy.2024.594
Canu, W., & Carlson, C. (2007). Rejection Sensitivity and Social Outcomes of Young Adult Men With ADHD. Journal of Attention Disorders, 10, 261 – 275. https://doi.org/10.1177/1087054706288106
Ginapp, C., Greenberg, N., Macdonald-Gagnon, G., Angarita, G., Bold, K., & Potenza, M. (2023). “Dysregulated not deficit”: A qualitative study on symptomatology of ADHD in young adults. PLOS ONE, 18. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0292721
Bondü, R., & Esser, G. (2015). Justice and rejection sensitivity in children and adolescents with ADHD symptoms. European Child & Adolescent Psychiatry, 24, 185-198. https://doi.org/10.1007/s00787-014-0560-9
Müller, V., Mellor, D., & Pikó, B. (2024). Associations Between ADHD Symptoms and Rejection Sensitivity in College Students: Exploring a Path Model With Indicators of Mental Well-Being. Learning Disabilities Research & Practice. https://doi.org/10.1177/09388982241271511