Einführung in ADHS und Vergesslichkeit

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine neurobiologische Störung, die häufig mit Symptomen wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität einhergeht. Ein häufiges Symptom von ADHS ist die Vergesslichkeit, die sowohl im Alltag als auch in beruflichen Kontexten zu erheblichen Beeinträchtigungen führen kann.

Mechanismen der Vergesslichkeit bei ADHS

Inhibitorische Kontrolldefizite

Personen mit ADHS zeigen Defizite in der inhibitorischen Kontrolle des Gedächtnisses, was zu einer erhöhten Vergesslichkeit führen kann. Diese Defizite sind besonders ausgeprägt, wenn Interferenzen während des Abrufs von Informationen auftreten (Storm & White, 2010).

Neurobiologische Grundlagen

Veränderungen im präfrontalen Kortex (PFC) und dessen Verbindungen zum Striatum und Kleinhirn sind mit ADHS assoziiert. Der PFC spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit und der Verhinderung von Ablenkungen. Eine Dysregulation in diesen Bereichen kann zu Vergesslichkeit und anderen kognitiven Beeinträchtigungen führen (Brennan & Arnsten, 2008; Arnsten, 2006).

Vergesslichkeit und andere kognitive Störungen – Differenzialdiagnostik

Verwechslung mit anderen Störungen

Die Vergesslichkeit bei ADHS kann andere kognitive Störungen wie transiente epileptische Amnesie (TEA) maskieren, was die Diagnose erschwert. Es ist wichtig, bei Veränderungen der Vergesslichkeit auch andere mögliche Ursachen in Betracht zu ziehen (Fukao et al., 2024).

Ähnlichkeiten mit Demenz

Die kognitiven Symptome von ADHS, wie Vergesslichkeit und Schwierigkeiten bei der Organisation, können denen einer beginnenden Demenz ähneln, insbesondere bei älteren Erwachsenen. Dies kann zu Fehldiagnosen führen und erfordert eine sorgfältige Abgrenzung (Callahan et al., 2017).

Interventionen und Behandlungsansätze

Nicht-pharmakologische Interventionen

Studien zeigen, dass nicht-pharmakologische Ansätze wie kognitive Verhaltenstherapie und körperliche Übungen positive Effekte auf die kognitiven Symptome von ADHS haben können. Diese Interventionen können die inhibitorische Kontrolle und das Arbeitsgedächtnis verbessern (Lambez et al., 2020).

Medikamentöse Behandlung

Medikamente wie Methylphenidat können die kognitiven Funktionen bei Erwachsenen mit ADHS verbessern, indem sie die neurochemische Balance im PFC optimieren. Dies kann zu einer Reduktion der Vergesslichkeit und einer Verbesserung der beruflichen Leistungsfähigkeit führen (Gopan, 2024).

ADHS und Vergesslichkeit in der Gesamtschau

Vergesslichkeit ist ein häufiges und beeinträchtigendes Symptom von ADHS, das durch neurobiologische Defizite und inhibitorische Kontrollprobleme verursacht wird. Eine genaue Diagnose und die Berücksichtigung anderer möglicher Störungen sind entscheidend für eine effektive Behandlung. Sowohl pharmakologische als auch nicht-pharmakologische Interventionen können helfen, die kognitiven Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

ADHS und Vergesslichkeit in der wissenschaftlichen Forschung

Storm, B., & White, H. (2010). ADHD and retrieval-induced forgetting: Evidence for a deficit in the inhibitory control of memory. Memory, 18, 265 – 271.

Fukao, T., Fujiwara, M., Yamada, Y., Sakamoto, S., Matsumoto, Y., & Takaki, M. (2024). Forgetfulness in adult attention‐deficit/hyperactivity disorder masks transient epileptic amnesia: a case report. PCN Reports: Psychiatry and Clinical Neurosciences, 3.

Brennan, A., & Arnsten, A. (2008). Neuronal Mechanisms Underlying Attention Deficit Hyperactivity Disorder. Annals of the New York Academy of Sciences, 1129.

Lambez, B., Harwood-Gross, A., Golumbic, E., & Rassovsky, Y. (2020). Non-pharmacological interventions for cognitive difficulties in ADHD: A systematic review and meta-analysis.. Journal of psychiatric research, 120, 40-55.

Arnsten, A. (2006). Fundamentals of attention-deficit/hyperactivity disorder: circuits and pathways.. The Journal of clinical psychiatry, 67 Suppl 8, 7-12.

Callahan, B., Bierstone, D., Stuss, D., & Black, S. (2017). Adult ADHD: Risk Factor for Dementia or Phenotypic Mimic?. Frontiers in Aging Neuroscience, 9.

Gopan, P. (2024). Persistent Adult-Onset Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder (ADHD) Manifesting as Occupational Impairment: Highlighting the Therapeutic Potency of Methylphenidate. European Psychiatry.