Prognose bei ADHS

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine der häufigsten neuropsychiatrischen Störungen, die in der Kindheit beginnt und oft bis ins Erwachsenenalter anhält. Die Prognose von ADHS ist komplex und variiert stark zwischen den Betroffenen.

Langfristige Prognose

ADHS kann in bis zu 50% der Fälle bis ins Erwachsenenalter fortbestehen. Die Schwere der Symptome in der Kindheit, insbesondere wenn sie von komorbiden Störungen wie Verhaltensstörungen oder Depressionen begleitet werden, ist ein starker Prädiktor für die Persistenz der Störung im Erwachsenenalter [4] [5]. Zudem zeigen Studien, dass die frühzeitige Behandlung von ADHS, einschließlich medikamentöser und psychotherapeutischer Ansätze, die langfristigen Ergebnisse verbessern kann, obwohl die Art der Behandlung nicht immer die langfristige Funktionsweise vorhersagt [6] [7].

Einflussfaktoren auf die Prognose

Genetische und neurobiologische Faktoren: Ein hoher polygenetischer Risikowert für ADHS sowie atypische kognitive und neuronale Merkmale können den Verlauf der Symptome beeinflussen. Personen mit einem höheren genetischen Risiko zeigen tendenziell eine Verschlechterung der Symptome [2].
Sozioökonomischer Status und Intelligenzquotient (IQ): Diese Faktoren können die Prognose von ADHS moderieren. Ein höherer sozioökonomischer Status und ein höherer IQ sind mit besseren langfristigen Ergebnissen verbunden [5].
Komorbiditäten: Das Vorhandensein von komorbiden Störungen wie Verhaltensstörungen oder Depressionen in der Kindheit erhöht das Risiko einer anhaltenden ADHS-Symptomatik im Erwachsenenalter [4].

Herausforderungen und zukünftige Forschungsrichtungen

Die Prognose von ADHS bleibt aufgrund der Heterogenität der Störung und der Vielzahl an Einflussfaktoren eine Herausforderung. Es besteht ein Bedarf an weiteren Studien, um die Rolle von Resilienz und psychosozialen Faktoren besser zu verstehen. Zudem ist es wichtig, die Auswirkungen von Umweltfaktoren auf die klinischen Ergebnisse zu untersuchen [8]. Die Entwicklung von prädiktiven Modellen, die auf genetischen, kognitiven und neuronalen Daten basieren, könnte die individuelle Prognose verbessern und personalisierte Behandlungsansätze ermöglichen [2] [7].

Insgesamt zeigt die Forschung, dass ADHS eine komplexe Störung mit variabler Prognose ist, die von einer Vielzahl von genetischen, kognitiven und umweltbedingten Faktoren beeinflusst wird. Eine frühzeitige und umfassende Behandlung kann die langfristigen Ergebnisse für viele Betroffene verbessern.

Wissenschaftliche Studien zur Prognose bei ADHS

1. Sudre, G., Sharp, W., Kundzicz, P., Bouyssi-Kobar, M., Norman, L., Choudhury, S., & Shaw, P. Predicting the course of ADHD symptoms through the integration of childhood genomic, neural, and cognitive features. Molecular Psychiatry. 2020; 26. https://doi.org/10.1038/s41380-020-00941-x

2. Caye, A., Spadini, A., Karam, R., Grevet, E., Rovaris, D., Bau, C., Rohde, L., & Kieling, C. Predictors of persistence of ADHD into adulthood: a systematic review of the literature and meta-analysis. European Child & Adolescent Psychiatry. 2016; 25. https://doi.org/10.1007/s00787-016-0831-8

3. Cheung, C., Rijdijk, F., McLoughlin, G., Faraone, S., Asherson, P., & Kuntsi, J. Childhood predictors of adolescent and young adult outcome in ADHD.. Journal of psychiatric research. 2015; 62. https://doi.org/10.1016/j.jpsychires.2015.01.011

4. Molina, B., Hinshaw, S., Swanson, J., Arnold, L., Vitiello, B., Jensen, P., Epstein, J., Hoza, B., Hechtman, L., Abikoff, H., Elliott, G., Greenhill, L., Newcorn, J., Wells, K., Wigal, T., Gibbons, R., Hur, K., & Houck, P. The MTA at 8 years: prospective follow-up of children treated for combined-type ADHD in a multisite study.. Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry. 2009; 48 5. https://doi.org/10.1097/CHI.0b013e31819c23d0

5. Uyulan, Ç., & Gokten, E. Prediction of Long-term Prognosis of Children with Attention-deficit/Hyperactivity Disorder in Conjunction with Deep Neural Network Regression. Psychiatry and Behavioral Sciences. 2022 https://doi.org/10.5455/pbs.20220602052257

6. Rasmussen, P., & Jørring, N. “The Tale of ADHD Treatment – Each Was Partly in The Right and All Were in The Wrong”. Scandinavian Journal of Child and Adolescent Psychiatry and Psychology. 2022; 10. https://doi.org/10.21307/sjcapp-2022-002