Was ist die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)?

ADHS ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung mit den Hauptsymptomen Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Diese Symptome treten in einem für das Entwicklungsalter unangemessenen Ausmaß auf und beeinträchtigen die soziale, schulische oder berufliche Funktionsfähigkeit.

Wie wird ADHS klassifiziert?

ADHS wird nach ICD-10 als Hyperkinetische Störung (F90) und nach DSM-5 in drei Subtypen eingeteilt. Im ICD-10 erfordert die Diagnose das gleichzeitige Vorliegen von Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Das DSM-5 unterscheidet drei Erscheinungsformen:

  • Vorwiegend unaufmerksamer Typ
  • Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ
  • Kombinierter Typ

Welche Diagnosekriterien gibt es für ADHS?

ADHS wird diagnostiziert, wenn die Symptome über mindestens sechs Monate bestehen und das tägliche Leben beeinträchtigen. Nach ICD-10 müssen sechs Symptome der Unaufmerksamkeit, drei der Hyperaktivität und eines der Impulsivität vor dem siebten Lebensjahr auftreten. Das DSM-5 setzt das Auftreten vor dem zwölften Lebensjahr voraus.

Was sind die Kernsymptome von ADHS?

  • Unaufmerksamkeit: Konzentrationsprobleme, Vergesslichkeit, leichte Ablenkbarkeit
  • Hyperaktivität: Ruhelosigkeit, exzessives Reden, ständiger Bewegungsdrang
  • Impulsivität: Unterbrechen von Gesprächen, unüberlegte Handlungen

Welche Begleitsymptome treten bei ADHS auf?

Zusätzliche Symptome umfassen emotionale Dysregulation und Reizbarkeit. Auch eine geringe Frustrationstoleranz und Stimmungsschwankungen treten häufig auf.

Welche Komorbiditäten sind bei ADHS häufig?

Bis zu 50 % der ADHS-Betroffenen leiden an Angststörungen, 30 % an depressiven Störungen. Auch oppositionelle Verhaltensstörungen (40 %) und Lernstörungen (20–30 %) sind häufig.

Bei Kindern treten vor allem oppositionelle Störungen und Lernschwierigkeiten auf. Erwachsene zeigen häufiger emotionale Dysregulation, Depressionen und Angststörungen.

Die genannten Prävalenzzahlen für Komorbiditäten bei ADHS variieren je nach Studie. Eine Übersicht der Häufigkeiten komorbider Störungen bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS findet sich in der Veröffentlichung „Aufmerksamkeitsstörungen und Störungen des Sozialverhaltens“ der Universitätsklinik Freiburg:

Oppositionelle Störung des Sozialverhaltens: 50 %
Störung des Sozialverhaltens (ohne oppositionelle Verhaltensstörung): 30–50 %
Affektive, vor allem depressive Störungen: 10–40 %
Angststörungen: 20–25 %
Lernstörungen, Teilleistungsschwächen: 10–25 %

Diese Daten stammen aus dem Dokument „Aufmerksamkeitsstörungen und Störungen des Sozialverhaltens“ der Universitätsklinik Freiburg.

Wie häufig ist ADHS?

ADHS betrifft weltweit etwa 5 % der Kinder und 2,5 % der Erwachsenen. Die genaue Häufigkeit variiert je nach Diagnosekriterien und Studienlage.
Die genannten Prävalenzzahlen für ADHS stammen aus verschiedenen wissenschaftlichen Studien und Metaanalysen. Die Angabe, dass weltweit etwa 5 % der Kinder und 2,5 % der Erwachsenen von ADHS betroffen sind, basiert auf einer Metaanalyse, die eine Prävalenz von 5,29 % bei Kindern und Jugendlichen ermittelte. Für Erwachsene wurde eine Prävalenz von etwa 2,5 % festgestellt. Diese Zahlen können je nach verwendeten Diagnosekriterien und untersuchter Population variieren.

In Deutschland variieren die Prävalenzangaben ebenfalls. Das Bundesgesundheitsministerium gibt an, dass etwa 2 bis 6 % der Kinder und Jugendlichen unter ADHS leiden.

Wie gestaltet sich das Krankheitsbild von ADHS?

Das Krankheitsbild variiert je nach Subtyp und individueller Ausprägung. Während einige Betroffene vor allem Unaufmerksamkeit zeigen, dominieren bei anderen Hyperaktivität und Impulsivität.

Welche Funktionsstörungen sind mit ADHS verbunden?

ADHS kann zu Problemen in Selbstorganisation, Impulskontrolle und sozialer Interaktion führen. Diese Einschränkungen wirken sich negativ auf schulische, berufliche und private Bereiche aus.

Wie unterscheiden sich die Diagnosekriterien von ICD-10 und DSM-5?

Das ICD-10 verlangt das gleichzeitige Vorliegen aller Kernsymptome, während das DSM-5 Subtypen differenziert. Dadurch wird eine präzisere Einordnung des individuellen Störungsbildes ermöglicht.

Verwandte Begriffe und ähnliche Suchbegriffe

  • Neurobiologische Störung
  • Differenzialdiagnose
  • Entwicklungsstörungen
  • Psychische Erkrankungen
  • Externalisierende Störungen
  • Neurokognitive Beeinträchtigungen
  • Aufmerksamkeitsspanne
  • Exekutive Dysfunktion
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