Komorbiditäten bei ADHS
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung zeigt eine ausgeprägte Tendenz zum gemeinsamen Auftreten mit anderen psychischen Störungen. Epidemiologische Studien belegen Komorbiditätsraten von bis zu 80% im klinischen Setting.
Externalisierende Störungen:
Die häufigste Gruppe komorbider Störungen manifestiert sich in nach außen gerichteten Verhaltensauffälligkeiten.
Störung des Sozialverhaltens
Mit einer Komorbiditätsrate von 40-60% stellt die Störung des Sozialverhaltens eine der häufigsten Begleiterkrankungen dar. Die Kombination beider Störungsbilder führt zu:
– Erhöhtem Risiko für delinquentes Verhalten
– Verstärkter sozialer Ablehnung
– Ungünstigerer Langzeitprognose
– Komplexeren therapeutischen Anforderungen
Oppositionelles Trotzverhalten
Die frühe Manifestation oppositionellen Verhaltens zeigt sich bei 30-50% der ADHS-Betroffenen und charakterisiert sich durch:
– Chronische Verweigerungsmuster
– Emotionale Dysregulation
– Interpersonelle Konflikte
– Beeinträchtigte Compliance
Internalisierende Störungen:
Psychische Beeinträchtigungen mit primär innerem Erleben zeigen signifikante Überlappungen.
Depressive Störungen
Die Komorbiditätsrate von 20-30% reflektiert die enge Verbindung zwischen Aufmerksamkeitsdefiziten und affektiver Regulation:
– Verstärkte Selbstwertproblematik
– Akademische Demotivation
– Soziale Rückzugstendenzen
– Erhöhtes Suizidrisiko
Angststörungen
Mit einer Prävalenz von 25-35% präsentieren sich verschiedene Angstmanifestationen:
– Generalisierte Ängste
– Soziale Phobien
– Leistungsängste
– Spezifische Phobien
Entwicklungsbezogene Störungen:
Beeinträchtigungen spezifischer Entwicklungsbereiche treten gehäuft auf.
Lernstörungen
Die Komorbiditätsrate von 30-50% umfasst:
– Lese-Rechtschreibstörungen
– Dyskalkulie
– Kombinierte Schulleistungsstörungen
– Sprachentwicklungsstörungen
Entwicklungskoordinationsstörung
Motorische Beeinträchtigungen zeigen sich bei 30-50% der Betroffenen:
– Grobmotorische Koordinationsprobleme
– Feinmotorische Defizite
– Graphomotorische Schwierigkeiten
– Balancestörungen
Neuropsychiatrische Komorbiditäten:
Tic-Störungen
Die Prävalenz von 20-30% umfasst:
– Chronische Ticstörungen
– Tourette-Syndrom
– Vorübergehende Tics
– Komplexe motorische Stereotypien
Autismus-Spektrum-Störungen
Die Überlappung mit ASS zeigt sich in 20-50% der Fälle:
– Sozial-kommunikative Defizite
– Rigide Verhaltensmuster
– Sensorische Besonderheiten
– Exekutive Dysfunktionen
Substanzbezogene Störungen:
Suchterkrankungen
Das erhöhte Risiko für Substanzgebrauch manifestiert sich in:
– Früherem Erstkonsum
– Höherer Progressionsrate
– Komplexeren Verlaufsformen
– Erschwerten Therapieverläufen
Therapeutische Implikationen:
Behandlungsplanung
Die Präsenz von Komorbiditäten erfordert:
– Hierarchisierung der Interventionen
– Multimodale Therapiekonzepte
– Intensivierte Verlaufskontrollen
– Interdisziplinäre Koordination
Prognostische Aspekte
Komorbide Störungsmuster beeinflussen:
– Therapieadhärenz
– Behandlungserfolg
– Langzeitverlauf
– Psychosoziale Integration
Die systematische Erfassung und Berücksichtigung komorbider Störungen stellt einen zentralen Aspekt für erfolgreiche Interventionsstrategien bei ADHS dar.
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