ADHS im Gymnasium
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) stellt für Schüler im Gymnasium eine erhebliche Herausforderung dar, die sich auf ihre akademische Leistung und soziale Integration auswirkt. Verschiedene Studien untersuchen die Ursachen und mögliche Interventionen, um die schulischen Ergebnisse von Schülern mit ADHS zu verbessern.
Akademische Herausforderungen und Defizite
Schüler mit ADHS zeigen häufig schlechtere akademische Leistungen, einschließlich niedrigerer Noten und höherer Wiederholungsraten. Diese Schüler haben oft Schwierigkeiten mit standardisierten Tests und zeigen eine erhöhte Nutzung von schulbasierten Unterstützungsdiensten (Loe & Feldman, 2007). Defizite in der Selbstregulation, wie geringere intrinsische Motivation und mangelnde Zielsetzungsstrategien, tragen zu diesen Herausforderungen bei (Sibley et al., 2019).
Einfluss von Motivation und Exekutivfunktionen
Motivation und exekutive Funktionen spielen eine entscheidende Rolle bei der akademischen Leistung von Schülern mit ADHS. Studien zeigen, dass Schüler mit ADHS weniger Wert auf akademische Leistungen legen und Schwierigkeiten mit metakognitiven Fähigkeiten und kognitiver Flexibilität haben, was sich negativ auf ihre Noten auswirkt (Sibley et al., 2019). Interventionen, die auf die Verbesserung dieser Fähigkeiten abzielen, könnten vielversprechend sein (Sibley et al., 2019).
Interventionen und Programme
Verschiedene Programme, wie das Challenging Horizons Program (CHP) und das STRIPES-Programm, haben positive Effekte auf die akademische und soziale Entwicklung von Schülern mit ADHS gezeigt. Diese Programme fördern die Organisation, das Zeitmanagement und die Planung, was zu einer verbesserten Motivation und Schulanwesenheit führt (Margherio et al., 2023; Sibley et al., 2020). Die Einhaltung solcher Programme ist entscheidend für den Erfolg, wobei eine hohe Teilnahme mit besseren Ergebnissen verbunden ist (Margherio et al., 2023).
Schulengagement und soziale Integration
Schüler mit ADHS zeigen oft ein geringeres Schulengagement und haben Schwierigkeiten, sich mit Gleichaltrigen zu verbinden, was zu höheren Suspendierungsraten führt (Zendarski et al., 2017). Faktoren wie Depressionen, Verhaltensprobleme und mangelnde elterliche Aufsicht können das Engagement weiter beeinträchtigen (Zendarski et al., 2017). Eine stärkere Einbindung in die Schule und die Förderung positiver Beziehungen zu Lehrern und Mitschülern sind entscheidend für die Verbesserung der schulischen Ergebnisse (Ewe, 2019).
Herausforderungen und zukünftige Forschungsrichtungen
Die Forschung zeigt, dass nicht-pharmakologische Interventionen in schulischen Umgebungen positive Effekte haben können, jedoch besteht eine erhebliche Heterogenität in den Ergebnissen (Richardson et al., 2015). Zukünftige Studien sollten sich auf die Entwicklung standardisierter Werkzeuge zur Beschreibung von Interventionen und die Identifizierung von Moderatoren konzentrieren, die die Wirksamkeit beeinflussen (Richardson et al., 2015). Eine stärkere Betonung der psychoedukativen Maßnahmen und der Beziehungsaufbau-Fähigkeiten könnte ebenfalls von Vorteil sein (Richardson et al., 2015).
ADHS im Gymnasium ist eine komplexe Herausforderung, die durch gezielte Interventionen und ein besseres Verständnis der zugrunde liegenden Faktoren angegangen werden kann. Die Förderung von Motivation, exekutiven Funktionen und sozialer Integration sind Schlüsselbereiche, die angegangen werden müssen, um die schulischen Ergebnisse von Schülern mit ADHS zu verbessern.
ADHS im Gymnasium – wissenschaftlicher Hintergrund
Sibley, M., Graziano, P., Ortiz, M., Rodriguez, L., & Coxe, S. (2019). Academic impairment among high school students with ADHD: The role of motivation and goal-directed executive functions.. Journal of school psychology, 77, 67-76.
Margherio, S., Evans, S., DuPaul, G., Allan, D., & Owens, J. (2023). Effects of Compliance to a Training Intervention for High School Students with ADHD. Journal of Clinical Child & Adolescent Psychology, 53, 429 – 443.
Sibley, M., Morley, C., Rodriguez, L., Coxe, S., Evans, S., Morsink, S., & Torres, F. (2020). A Peer-Delivered Intervention for High School Students With Impairing ADHD Symptoms. School Psychology Review, 49, 275 – 290.
Zendarski, N., Sciberras, E., Mensah, F., & Hiscock, H. (2017). Early high school engagement in students with attention/deficit hyperactivity disorder. British Journal of Educational Psychology, 87, 127–145.
Loe, I., & Feldman, H. (2007). Academic and educational outcomes of children with ADHD.. Journal of pediatric psychology, 32 6, 643-54.
Ewe, L. (2019). ADHD symptoms and the teacher–student relationship: a systematic literature review. Emotional and Behavioural Difficulties, 24, 136 – 155.
Richardson, M., Moore, D., Gwernan-Jones, R., Thompson‐Coon, J., Ukoumunne, O., Rogers, M., Whear, R., Newlove-Delgado, T., Logan, S., Morris, C., Taylor, E., Cooper, P., Stein, K., Garside, R., & Ford, T. (2015). Non-pharmacological interventions for attention-deficit/hyperactivity disorder (ADHD) delivered in school settings: systematic reviews of quantitative and qualitative research.. Health technology assessment, 19 45, 1-470.