Entscheidungsfindung bei ADHS

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist häufig mit Schwierigkeiten in der Entscheidungsfindung verbunden, die sich sowohl in riskanten als auch in suboptimalen Entscheidungen äußern können. Diese Entscheidungsprobleme können erhebliche Auswirkungen auf das tägliche Leben und die langfristige Entwicklung der Betroffenen haben.

Risikoreiches Entscheidungsverhalten

Studien zeigen, dass Personen mit ADHS tendenziell riskantere Entscheidungen treffen als Kontrollgruppen. Diese Studien finden Sie hier am Ende der Seite. Diese Tendenz ist besonders ausgeprägt, wenn ADHS mit Störungen des oppositionellen Verhaltens einhergeht (Dekkers et al., 2016; Matthies et al., 2012). Allerdings ist das riskante Entscheidungsverhalten nicht immer mit einer erhöhten Risikobereitschaft gleichzusetzen, sondern kann auch auf suboptimale Entscheidungsprozesse zurückzuführen sein, bei denen nicht die beste Option gewählt wird (Dekkers et al., 2018).

Suboptimale Entscheidungsfindung

ADHS-Betroffene neigen dazu, suboptimale Entscheidungen zu treffen, insbesondere in Situationen, in denen riskante Optionen nicht die beste Wahl darstellen. Diese suboptimalen Entscheidungen sind nicht unbedingt durch eine erhöhte Risikobereitschaft motiviert, sondern durch Schwierigkeiten, die beste Option zu identifizieren und zu wählen (Dekkers et al., 2018; Mäntylä et al., 2012). Dies deutet darauf hin, dass die Entscheidungsdefizite bei ADHS eher auf kognitive als auf affektive Prozesse zurückzuführen sind.

Einfluss von Emotionen und Lernen

Emotionale Zustände können die Entscheidungsfindung bei ADHS beeinflussen. Beispielsweise kann Langeweile die Risikobereitschaft sowohl bei ADHS-Betroffenen als auch bei Kontrollgruppen erhöhen, was auf eine veränderte emotionale Anpassung bei ADHS hinweist (Matthies et al., 2012). Zudem haben Kinder mit ADHS Schwierigkeiten, aus Erfahrungen zu lernen, was ihre Fähigkeit beeinträchtigt, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen (Humphreys et al., 2018).

Unterschiede in den ADHS-Präsentationen

Unterschiedliche Präsentationen von ADHS, wie die vorwiegend unaufmerksame oder die hyperaktiv-impulsive Form, zeigen unterschiedliche Muster in der Entscheidungsfindung. Die kombinierte Präsentation von ADHS zeigt stärkere Defizite in der Entscheidungsfindung im Vergleich zu den anderen Formen (Schulze et al., 2021). Diese Unterschiede könnten auf variierende neurokognitive Mechanismen zurückzuführen sein, die bei den verschiedenen Präsentationen von ADHS eine Rolle spielen.

Schlussfolgerung

Die Entscheidungsfindung bei ADHS ist komplex und wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, darunter kognitive Defizite, emotionale Zustände und die spezifische Präsentation der Störung. Ein besseres Verständnis dieser Mechanismen könnte dazu beitragen, gezieltere Interventionen zu entwickeln, um die Entscheidungsfähigkeit von ADHS-Betroffenen zu verbessern (Mäntylä et al., 2012; Ernst et al., 2003).

Dekkers, T., Popma, A., Van Rentergem, J., Bexkens, A., & Huizenga, H. (2016). Risky decision making in Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder: A meta-regression analysis.. Clinical psychology review, 45, 1-16. https://doi.org/10.1016/j.cpr.2016.03.001

Dekkers, T., Van Rentergem, J., Huizenga, H., Raber, H., Shoham, R., Popma, A., & Pollak, Y. (2018). Decision-Making Deficits in ADHD Are Not Related to Risk Seeking But to Suboptimal Decision-Making: Meta-Analytical and Novel Experimental Evidence. Journal of Attention Disorders, 25, 486 – 501. https://doi.org/10.1177/1087054718815572

Mäntylä, T., Still, J., Gullberg, S., & Del Missier, F. (2012). Decision Making in Adults With ADHD. Journal of Attention Disorders, 16, 164 – 173. https://doi.org/10.1177/1087054709360494

Matthies, S., Philipsen, A., & Svaldi, J. (2012). Risky decision making in adults with ADHD.. Journal of behavior therapy and experimental psychiatry, 43 3, 938-46. https://doi.org/10.1016/j.jbtep.2012.02.002

Schulze, M., Coghill, D., Lux, S., & Philipsen, A. (2021). Disentangling ADHD’s Presentation-Related Decision-Making—A Meta-Analytic Approach on Predominant Presentations. Frontiers in Psychiatry, 12. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2021.519840

Humphreys, K., Tottenham, N., & Lee, S. (2018). Risky decision-making in children with and without ADHD: A prospective study. Child Neuropsychology, 24, 261 – 276. https://doi.org/10.1080/09297049.2016.1264578

Ernst, M., Kimes, A., London, E., Matochik, J., Eldreth, D., Tata, S., Contoreggi, C., Leff, M., & Bolla, K. (2003). Neural substrates of decision making in adults with attention deficit hyperactivity disorder.. The American journal of psychiatry, 160 6, 1061-70. https://doi.org/10.1176/APPI.AJP.160.6.1061