Medikamentöse Therapie und ihre Rolle bei ADHS

Die Pharmakotherapie (Arnzeimittel) spielt bei der therapeutischen Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eine zentrale Rolle. Es kommen sowohl Stimulanzien als auch Nicht-Stimulanzien zum Einsatz.

Was sind die Unterschiede zwischen Stimulanzien und Nicht-Stimulanzien?

Stimulanzien (z. B. Methylphenidat, Amphetamine)

Wirkung: Erhöhen die Aktivität des zentralen Nervensystems.
Mechanismus: Hauptsächlich durch die Erhöhung der Verfügbarkeit von Dopamin und Noradrenalin im Gehirn. Diese Neurotransmitter sind wichtig für Aufmerksamkeit, Fokus und Impulskontrolle.
Folgen: Können zu erhöhter Wachheit, Konzentration und vermindertem Appetit führen.

Anwendungsbereich und Therapieziel

Bei ADHS zur Verbesserung der Aufmerksamkeit und Impulskontrolle.

Nicht-Stimulanzien (z. B. Atomoxetin, Guanfacin)

Wirkung: Wirken auf andere Weise auf das Gehirn, ohne die Aktivität direkt zu stimulieren.
Mechanismus: Atomoxetin hemmt die Wiederaufnahme von Noradrenalin, während Guanfacin die noradrenerge Signalübertragung moduliert.
Folgen: Können ebenfalls die Aufmerksamkeit verbessern, wirken aber langsamer als Stimulanzien und haben ein anderes Nebenwirkungsprofil.

Anwendungsbereich und Therapieziel

Bei ADHS, wenn Stimulanzien nicht vertragen werden oder nicht wirksam sind.

Welche Arten von Medikamenten gibt es für die Behandlung von ADHS?

Stimulanzien zur ADHS-Therapie

Zu den am häufigsten verwendeten Medikamenten gehören Methylphenidat und Amphetamine. Diese Medikamente sind bekannt für ihre Wirksamkeit bei der Behandlung der Kernsymptome von ADHS und haben eine gute Sicherheitsbilanz, obwohl es Bedenken hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen wie plötzlichem unerklärlichem Tod und psychiatrischen Effekten gibt (Dopheide & Pliszka, 2009; Fredriksen et al., 2013).

Nicht-Stimulanzien zur ADHS-Therapie

Atomoxetin, Guanfacin und Clonidin sind gängige Nicht-Stimulanzien. Atomoxetin hat den Vorteil, dass es kein Missbrauchspotential hat und weniger Schlaflosigkeit verursacht als Stimulanzien (Dopheide & Pliszka, 2009; Ryst & Childress, 2023).

Andere Medikamente (Off Label)

Antidepressiva und atypische Antipsychotika werden ebenfalls untersucht, sind jedoch noch nicht von der FDA für die Behandlung von ADHS zugelassen (Nazarova et al., 2022).

Wirksamkeit und Sicherheit

Kurzfristige Wirksamkeit: Sowohl Stimulanzien als auch Nicht-Stimulanzien zeigen in kurzfristigen Studien eine signifikante Wirksamkeit im Vergleich zu Placebo (De Crescenzo et al., 2016; Fredriksen et al., 2013).
Langfristige Wirksamkeit: Langfristige Studien deuten darauf hin, dass die medikamentöse Therapie von ADHS langfristig vorteilhaft ist und gut vertragen wird, obwohl mehr Langzeitstudien erforderlich sind, um die langfristigen funktionalen Ergebnisse besser zu verstehen (Fredriksen et al., 2013).
Nebenwirkungen: Häufige Nebenwirkungen umfassen Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Schlaflosigkeit, jedoch wurde kein erhöhtes Risiko für schwerwiegende unerwünschte Ereignisse festgestellt (Catalá-López et al., 2017).

Herausforderungen und zukünftige Forschungsrichtungen

Individuelle Variabilität: Es besteht eine hohe interindividuelle Variabilität in der Reaktion auf Medikamente, was die Notwendigkeit einer individualisierten Behandlungsstrategie unterstreicht (Mechler et al., 2021).
Forschungslücken: Es gibt einen Bedarf an qualitativ hochwertigen randomisierten Langzeitstudien, um die Wirksamkeit und Sicherheit der verschiedenen Behandlungsoptionen besser zu verstehen (Catalá-López et al., 2017; Rajeh et al., 2017).
Neue Entwicklungen: Die Entwicklung neuer Formulierungen, die den Beginn und die Dauer der Wirkung optimieren und den Missbrauch verhindern sollen, ist im Gange (Childress et al., 2020).

Medikamentöse Therapie von ADHS in der Gesamtschau

Die medikamentöse Therapie bleibt ein wesentlicher Bestandteil der ADHS-Behandlung, mit einer Vielzahl von Optionen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten abgestimmt werden können. Während Stimulanzien und Nicht-Stimulanzien wirksam sind, besteht weiterhin Bedarf an weiteren Forschungen, um die langfristigen Auswirkungen und die optimale Behandlungsstrategie zu bestimmen.

Wissenschaftliche Studien zur medikamentösen Therapie von ADHS

Childress, A., Beltrán, N., Supnet, C., & Weiss, M. (2020). Reviewing the role of emerging therapies in the ADHD armamentarium. Expert Opinion on Emerging Drugs, 26, 1 – 16. https://doi.org/10.1080/14728214.2020.1846718

Nazarova, V., Sokolov, A., Chubarev, V., Tarasov, V., & Schiöth, H. (2022). Treatment of ADHD: Drugs, psychological therapies, devices, complementary and alternative methods as well as the trends in clinical trials. Frontiers in Pharmacology, 13. https://doi.org/10.3389/fphar.2022.1066988

Mechler, K., Banaschewski, T., Hohmann, S., & Häge, A. (2021). Evidence-based pharmacological treatment options for ADHD in children and adolescents.. Pharmacology & therapeutics, 107940. https://doi.org/10.1016/j.pharmthera.2021.107940

De Crescenzo, F., Cortese, S., Adamo, N., & Janiri, L. (2016). Pharmacological and non-pharmacological treatment of adults with ADHD: a meta-review. Evidence-Based Mental Health, 20, 11 – 4. https://doi.org/10.1136/eb-2016-102415

Dopheide, J., & Pliszka, S. (2009). Attention‐Deficit‐Hyperactivity Disorder: An Update. Pharmacotherapy: The Journal of Human Pharmacology and Drug Therapy, 29. https://doi.org/10.1592/phco.29.6.656

Catalá-López, F., Hutton, B., Núñez-Beltrán, A., Page, M., Ridao, M., Saint-Gerons, M., Catalá, M., Tabarés-Seisdedos, R., & Moher, D. (2017). The pharmacological and non-pharmacological treatment of attention deficit hyperactivity disorder in children and adolescents: A systematic review with network meta-analyses of randomised trials. PLoS ONE, 12. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0180355

Ryst, E., & Childress, A. (2023). An updated safety review of the current drugs for managing ADHD in children. Expert Opinion on Drug Safety, 22, 1025 – 1040. https://doi.org/10.1080/14740338.2023.2271392

Fredriksen, M., Halmøy, A., Faraone, S., & Haavik, J. (2013). Long-term efficacy and safety of treatment with stimulants and atomoxetine in adult ADHD: A review of controlled and naturalistic studies. European Neuropsychopharmacology, 23, 508-527. https://doi.org/10.1016/j.euroneuro.2012.07.016

Rajeh, A., Amanullah, S., Shivakumar, K., & Cole, J. (2017). Interventions in ADHD: A comparative review of stimulant medications and behavioral therapies.. Asian journal of psychiatry, 25, 131-135. https://doi.org/10.1016/j.ajp.2016.09.005

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